| Depressionsbroschüre Inhaltsübersicht
zurück zu Med.-Info #3. Ursachen der depressiven Erkrankungen #4. Wie werden Depressionen behandelt? #Psychotherapie bei Depressionen #Die 25 Schritte einer Verhaltenspsychotherapie bei Depressionen #Behandlung mit antidepressiv wirkenden Medikamenten #6. Mögliche Nebenwirkungen der Medikamente #7. Möglichkeit einer Phasenprophylaxe #8. Was können Sie selbst zu Ihrer erfolgreichen Behandlung beitragen? #9. Was können die Angehörigen tun? Deprimiert
oder depressiv kann sich jeder Mensch einmal fühlen. Das
kennen Sie sehr wahrscheinlich aus Ihrem eigenen Erleben.
Auf die Erfahrung von Enttäuschungen, Verlusten oder
Kränkungen kann man traurig verstimmt reagieren. Man
fühlt sich bedrückt, deprimiert, niedergeschlagen,
mißmutig, einsam und verlassen. Die Reaktionen des
jeweils Betroffenen können aber sehr unterschiedlich
sein. Derartige
unangenehme Gefühlsregungen können also als
gesundes" seelisches Reagieren auf
unangenehme, bedrückende Erfahrungen angesehen werden,
so wie es im seelischen Erleben auch Gefühle von
Gluck, Freude, Trauer, Angst, Resignation,
Hoffnungslosigkeit, Ärger, Wut oder Schmerz gibt. Es
ist daher falsch, schon dann, wenn unangenehme Gefühle
auftreten, von Krankheit oder gar von dem Vorliegen einer
Depression zu sprechen. In der Regel ist jeder Mensch
in der Lage, eine Verstimmtheit, ein ein seelisches
Tief" auslösendes Ereignis zu verarbeiten und zu
einer normalen" und ausgeglichenen seelischen
Stimmungslage zurückzufinden. Schwer tun sich aber die
Menschen, die meinen, daß das Leben nur aus
angenehmen, schönen und glücklichen Stunden besteht
oder bestehen müßte. Sie werden wegen der
unangenehmen Gefühlsregungen mit sich und der Welt
hadern, können dadurch verstimmt und unzufrieden
werden und auf der Suche nach der immerwährenden
seelischen Ausgeglichenheit, dem Wohlbefinden und
Glücksgefühl enttäuscht, frustriert und vielleicht
gerade deshalb deprimiert sein. Das
Erleben alltäglicher Mißmutigkeit und Verstimmtheit ist
nicht gemeint, wenn der Arzt von einer Depression
spricht. Im
folgenden soll von Depressivität, Verstimmtsein,
Niedergedrücktheit, Resignation und Hoffnungslosigkeit
die Rede sein, die als Depression in einem engeren Sinn,
d.h. als seelische Krankheit, anzusehen ist. Depressive
Erkrankungen sind häufig. Oft werden sie verkannt und
deshalb nicht oder nicht ausreichend behandelt. Sie
können vielerlei Ursachen haben, die zu
unterschiedlichen Behandlungsansätzen führen. An
wen kann man sich mit der Bitte um Beratung im
Krankheitsfall wenden? Erste Kontaktstelle sollte immer
der Hausarzt sein, der gegebenenfalls weitere
Untersuchungen und die Behandlung selbst durchführt oder
ggf zu einem Facharzt für Psychiatrie (Nervenarzt)
überweist. Es
gibt jedoch auch die Möglichkeit, die
sozialpsychiatrischen Dienste bei den Gesundheitsämtern
oder psychologische Beratungsstellen, die
unterschiedliche Träger (Diakonisches Werk, Caritas,
Arbeiterwohlfahrt u.a.) haben, wegen aktueller Fragen und
Probleme anzusprechen. Es
werden die möglichen Gründe für die Entstehung einer
Depression, die Art und Weise, wie der Arzt zu der
Diagnose einer Depression kommt, die ärztlichen
Behandlungsmöglichkeiten und die sehr wichtigen
Möglichkeiten dargestellt, durch die Sie selbst und Ihre
Angehörigen wirkungsvoll die vom Arzt vorgeschlagenen
Behandlungsmaßnahmen unterstützen können. Eines ist
ganz sicher, diese krankhaften Depressionen sind
behandelbare Erkrankungen. Sie
sollten sich die folgenden Ausführungen in aller Ruhe
durchlesen, damit Sie sich ein eigenes Bild von der bei
Ihnen festgestellten Erkrankung machen können. Für
Rückfragen steht Ihnen Ihr Arzt sicherlich gerne zur
Verfügung. Manches
klingt vielleicht schlimmer, als Sie selbst es zur Zeit
erleben. Manches fühlen Sie nur andeutungsweise. Manche
Dinge, die nachfolgend beschrieben werden, wagen Sie kaum
nachzuempfinden, obwohl Sie sich unbewußt bereits damit
beschäftigen. Aber hier soll alles genau erklärt
werden, damit Sie erkennen, daß Ihrem Arzt diese
Vorgänge bekannt sind. Es gehört in unterschiedlichen
Ausprägungsgraden zu der Krankheit Depression und ist
gut behandelbar. Die Depression wird zwar häufig als
Krankheit der Hoffnungslosigkeit bezeichnet, aber gerade
diese Krankheit ist durch Behandlung so gut zu
beeinflussen, daß Hoffnung in jeder Hinsicht berechtigt
ist. Auch Sie werden wieder gesund werden!
Vorweg
sei gesagt, daß es sich bei einer Depression nicht um
eine Geisteskrankheit handelt. Sie ist vielmehr eine
Störung des Gemüts. In
Deutschland leiden mehrere Millionen Menschen unter
depressiven Erkrankungen. Es sind also den Ärzten
bekannte und - was noch wichtiger ist - erfolgreich zu
behandelnde Leiden. Das
Wort Depression kommt aus dem Lateinischen und bedeutet
Bedrücktsein und Niedergeschlagenheit. Im Rahmen einer
Depression als umschreibbare seelische Erkrankung gibt es
aber noch eine große Zahl anderer Beschwerden
(Symptome), die
sich z.B. auch im körperlichen Bereich zeigen.
Daherwerden die Symptome von den Ärzten in zwei Gruppen
eingeteilt: 1.
seelische Symptome und 2.
körperliche Symptome. Krank
fühlt sich immer der ganze Mensch. Das heißt, die
Beschwerden im seelischen und im körperlichen Bereich
greifen ineinander und bewirken dadurch einen
Leidenszustand, der die Gesamtbefindlichkeit so weit
verschlechtert, daß ein depressiv Erkrankter weder
seelisch noch körperlich in befriedigender Weise
reagieren und handeln kann. Depressive Erkrankungen
können fortdauernd oder auch periodisch auftreten. Ihr
Ausprägungsgrad reicht von überwiegend leichten bis zu
schweren Krankheitsbildern. Hierbei
handelt es sich um Beschwerden, die Sie selbst
wahrnehmen, die Sie eventuell beschreiben können, die
infolge der Veränderungen Ihres Verhaltens aber auch von
der Umgebung gesehen werden. Die
nachfolgend geschilderten Symptome können, und das ist
meistens der Fall, in nur abgeschwächter Form vorhanden
sein, werden jedoch immer deutlicher, je tiefer die
Depression ist. In der Regel treten nicht alle, sondern
nur einzelne Symptome auf. Erschrecken Sie deshalb nicht,
wenn im folgenden Text zwar alle Symptome beschrieben
werden, die während einer depressiven Erkrankung
auftreten können. Wie bereits gesagt, treten bei einem
Patienten häufig nur einzelne der beschriebenen
Beschwerden auf, und diese auch nicht immer in stärkster
Ausprägung. Im
Vordergrund steht eine gedrückte Stimmung, ähnlich der,
die man in der Trauer erleben kann. Diese erscheint aber
völlig unbegründet, sie ist einfach da. Mögliche
Anlässe sind nach allem Abwägen oft viel zu gering, um
das Ausmaß der Bedrücktheit auch nur in Ansätzen
erklären zu können. Man kann sich nicht freuen, kann
die Fröhlichkeit der Mitmenschen nicht nachvollziehen,
vielleicht auch gar nicht mehr verstehen. Selbst echte
Traurigkeit ist nicht zu empfinden. Man ist
herabgestimmt. Die gewohnte seelische
Schwingungsfähigkeit ist gebremst oder verlorengegangen.
Weder Gutes noch Schlechtes kann mit den sonst möglichen
seelischen Empfindungen erlebt werden. Man ist
innerlich erstarrt, gefühllos und in einer seelischen
Verfassung fixiert, die durch die Wahrnehmung von innerer
Leere, Einsamkeit, unangenehm empfundener emotionaler
Stille und Leblosigkeit geprägt sein kann. Das ist aber
nur bei schwersten Erkrankungsformen der Fall. Wichtig
für Sie: Die vorher gewohnte seelische
Schwingungsfähigkeit kehrt im Laufe der Therapie
allmählich wieder zurück. Das Interesse an dem, was um
Sie herum vor sich geht, ist nicht mehr vorhanden.
Bedingt durch die innere Gefühlsleere fehlt die Lust,
sich mit irgend etwas zu beschäftigen. Es fehlt auch die
Entschlußkraft (Initiative), sich mit den sonst
üblichen Dingen zu befassen. Selbst die einfachsten
Tätigkeiten fallen schwer oder können überhaupt nicht
mehr ausgeführt werden. Man ist nicht mehr in der Lage,
sich für das eine oder andere zu entscheiden und wird
letztlich auch mutlos. Dieser Initiativeverlust wiegt um
so schwerer, als der Wille zum Handeln vorhanden ist. Man
muß aber immer wiederfeststellen, daß man nicht tun
kann, was man eigentlich möchte. Dadurch entstehen noch
erheblichere innerseelische Spannungen, die sich
zusätzlich vertiefend auf die gedrückte Stimmung
auswirken. Sie fühlen sich energielos, ohne Schwung,
ohne Spannkraft. Alles geht schwer oder ist blockiert,
der innere Antrieb ist vermindert, möglicherweise sogar
überhaupt nicht mehr vorhanden. Es wird eine
allgemeine seelische und körperliche Lähmung empfunden.
Das bemerken natürlich auch die Menschen in der engeren
Umgebung, selbst dann, wenn darüber bisher kein einziges
Wort gesprochen wurde. Ihr alter Schwung kehrt jedoch
zurück, und zwar in dem Maße, wie die Depression
abklingt. Ihr Leiden ist eine Erkrankung, die heute sehr
gut durch Ihren Arzt behandelt werden kann. Auch das
werden Sie erfahren! Das
äußere passive, lustlos, antriebsarm, teilnahmslos und
wenig engagiert wirkende Verhalten steht in erheblichem
Gegensatz zu der inneren Wirklichkeit. Sie denken und
grübeln, doch immer eingeengt auf negative und
pessimistische Gedankeninhalte. Themen des Nachdenkens
sind das eigene Verhalten, die Willensschwäche, die
Antriebslosigkeit, sind Selbstvorwürfe und
Selbstbeschuldigungen, denn eigentlich könnte man ja,
wenn man nur hinreichend wollte. Sie sind der Meinung, es
liege nur am schlechten Charakter, am mangelnden
Willen, an fehlendem Verantwortungsgefühl und
Pflichtbewußtsein. Die Konsequenz für die
Selbsteinschätzung der eigenen Person: Man sei ein
Versager, ein Mensch, der nichts mehr wert sei, der
nichts mehr schaffe und seiner Verantwortung nicht mehr
gerecht werde. Aber: Das ist eine krankheitsbedingte
Fehleinschätzung, die nach dem Rückgang der Depression
völlig verschwindet. Zusätzlich
hat man das Gefühl, sich nicht mehr konzentrieren zu
können. Trotzdem geht das Grübeln weiter. Es wird nach
Gründen für das schlechte Befinden und Verhalten
gesucht. Pessimismus prägt die Gedanken. Hoffnung und
Zuversicht sind als Entlastung nicht mehr denkbar. Es
gibt keine Zukunftsaussichten, obwohl die Menschen um
Sie herum anderer Meinung sind. Und diese haben in ihrer
positiven Sicht der Dinge recht! Sie werden das erfahren,
wenn die Depression vorüber ist. Dazu
kommen häufig Angstgefühle. Sie fühlen sich innerlich
nervös, bebend, angespannt, fast zum
Platzen". Der eine kann diese Empfindungen äußern:
Er beklagt sich, versucht sich zu erklären, sucht die
Nähe der Angehörigen, läuft umher, kann keine Minute
still sitzen, ist von seinen Nöten und Ängsten
getrieben. Der andere kann seine innere Spannung,
Unruhe und Angst nicht ausleben. Er wird immer ruhiger,
ist tief betroffen und erstarrt zuletzt in seiner inneren
Spannung. Er ist äußerlich ruhig, innerlich jedoch
zum Bersten angespannt. Aber:
Die bisher geschilderte Erlebniswelt in der Depression
(die seelischen Symptome) sind krankheitsbedingte
Symptome, die verschwinden, wenn die Depression vorüber
ist. Das klingt einfach, ist aber die Erkenntnis von
Millionen depressiv Erkrankter, die eine erfolgreiche
Behandlung hinter sich haben. Sie alle dachten, es würde
nicht mehr besser werden. Die spätere Erfahrung hat
sie dann jedoch überzeugt. In solch einer Situation, in der man
sich zu nichts mehr in der Lage fühlt, unfähig, all das
zu tun, was man früher getan hat, sich dafür zudem
selbst die Schuld zuschreibt und keinerlei Hoffnung auf
eine Besserung zu erkennen ist, sind Gedanken über den
Sinn des eigenen Daseins naheliegend. Man denkt über den
Wert des eigenen Lebens nach und kommt möglicherweise zu
dem Schluß, daß es so nicht mehr weitergehen kann und
sollte. Auch für den Außenstehenden sind derartige
Gedankengänge, würde er nicht doch eine andere,
positivere und hoffnungsvollere Sicht der Dinge haben,
nachvollziehbar. Diese positivere Sicht der Dinge ist bei
Ihnen jedoch durch die vorübergehende Krankheit
blockiert. Es
ist möglich, daß Sie vielleicht nur wegen unangenehmer
körperlicher Beschwerden zum Arzt gegangen sind. Dieser
hat Sie eingehend untersucht und ist zu dem Schluß
gekommen, daß bei Ihnen keine körperlichen Störungen
bestehen, die mit Laboruntersuchungen oder technischen
Verfahren erkannt werden könnten. Trotzdem leiden Sie
unter den Beschwerden und machen sich Sorgen.
Gleichzeitig fühlen Sie sich müde, abgeschlagen,
bedrückt, haben nicht den rechten Schwung und Lebensmut.
Sie selbst meinen, das käme von den berechtigten Sorgen
um Ihre körperliche Gesundheit. Eigentlich
sollten Sie, nachdem Ihnen Ihr Arzt erklärt hat, daß
keine körperlichen Störungen vorliegen, froh und
entlastet sein. Trotzdem machen Sie sich weiterhin
Gedanken und Sorgen. Die seelische Verfassung bessert
sich also nicht. In
solch einer Situation wird Ihnen Ihr Arzt erklären, daß
es sich bei den geklagten körperlichen Beschwerden um
Begleiterscheinungen einer depressiven Erkrankung
handelt. Die Körperorgane sind nicht geschädigt, sie
funktionieren nur nicht Eigentlich
sollten Sie, nachdem Ihnen Ihr Arzt erklärt hat, daß
keine körperlichen Störungen vorliegen, froh und
entlastet sein. Trotzdem machen Sie sich weiterhin
Gedanken und Sorgen. Die seelische Verfassung bessert
sich also nicht. In
solch einer Situation wird Ihnen Ihr Arzt erklären, daß
es sich bei den geklagten körperlichen Beschwerden um
Begleiterscheinungen einer depressiven Erkrankung
handelt. Die Körperorgane sind nicht geschädigt, sie
funktionieren nur nicht in bestmöglicher Weise. Man
nennt diese Beschwerden deshalb auch funktionelle
Störungen. In
dem Augenblick, in dem die Ursache für das schlechte
Funktionieren, nämlich die Depression, beseitigt ist,
werden auch die körperlichen Beschwerden verschwunden
sein. Das heißt, durch eine gute Behandlung der
Depression (s.u.) werden die körperlichen Beschwerden
gleichzeitig mitbehandelt. Die
Art der körperlichen Beschwerden ist vielgestaltig und
wechselhaft. Die häufigsten körperlichen Störungen
im Rahmen einer depressiven Erkrankung sind: allgemeine
körperliche Abgeschlagenheit, Mattigkeit ständiges
Müdigkeitsgefühl Schlafstörungen
(Ein- und Durchschlafstörungen, frühes Erwachen) Schwitzen,
Frieren, Zittern, kalte Hände und Füße Appetitstörungen,
Magendruck, Gewichtsverlust, trockene Schleimhäute Übelkeit,
Brechreiz, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall
Kopfschmerz (diffus, drückend, dumpf) Druckgefühl
in Hals und Brust (Kloß im Hals", Schwere in
der Brust) funktionelle
Störungen von Herz und Kreislauf, Atmung, Magen und Darm Schwindelgefühle,
Flimmern vor den Augen, Sehstörungen Gelenkbeschwerden
muskuläre Verspannungen Nervenschmerzen
ähnelnde Beschwerden in verschiedenen Körperregionen Blasenstörungen Libidoverlust,
Impotenz, Frigidität Ausbleiben der Monatsblutung
Tagesschwankungen des Befindens Dazu
ist zu ergänzen, daß es kaum eine körperliche
Beschwerde gibt, die nicht auch bei depressiven
Erkrankungen auftreten kann, ohne daß eine
Organschädigung vorliegt. Es gibt aber auch
Depressionszustände, in denen keinerlei körperliche
Beschwerden vorhanden sind. 3.
Ursachen der depressiven Erkrankungen Sicherlich
werden Sie sich bei der bisherigen Lektüre schon
wiederholt gefragt haben, warum ein Mensch depressiv
werden kann, worin die Ursachen für die Entstehung der
Depression zu sehen sind. Vorab muß festgestellt werden,
daß es keine einfache Erklärung dafür gibt. Es
handelt sich bei den Anlässen und Ursachen depressiver
Erkrankungen um ein vielschichtiges Geschehen, das sich
von Person zu Person sehr unterschiedlich darstellt. Anlässe
oder Auslöser für depressive Störungen können in der
Umwelt des Erkrankten liegen: die Unmöglichkeit, alle
Informationen aus der allgemeinen Reizüberflutung auf
Dauer hinreichend zu verarbeiten, berufliche
Belastungen, aber auch Arbeitslosigkeit, Mangel an
Erholung, Mißbrauch von Genußmitteln, Auflösung
sozialer Bindungen und natürlich auch ein
Einstellungswandel zu vielen Ereignissen in der sich
weiterentwickelnden Zeit. Daraus
ergeben sich kleinere und größere Konflikte, die
bewältigt werden müssen, die aber auch, wenn man das
nicht schafft, zu depressiven Verstimmungszuständen
führen können. Man nennt diese Form der krankhaften
depressiven Verstimmung reaktive
Depression". Sogenannte
neurotische Depressionen lassen sich aus der
Lebensgeschichte eines Menschen erklären. Sie sind das
Ergebnis einer nicht ausreichenden Verarbeitung von
langdauernden innerseelischen Problemen und Konflikten.
Diese Konflikte sind, wenn man das Erleben und
Verhalten eines Erkrankten in der Vergangenheit
betrachtet, eigentlich schon immer vorhanden gewesen.
Lösungen durch Übereinkünfte, manchmal auch
Scheinlösungen, konnten die Situation noch retten.
Irgendwann aber wird der Betroffene durch ein ihn
seelisch erschütterndes Ereignis in einem solchen Maße
getroffen, daß seine psychischen Abwehrkräfte und
-Strategien nicht mehr ausreichen. Er wird depressiv,
nachdem er sich während langer Zeit (Jahre) zuvor immer
wieder mit eigenen, aber auf Dauer nicht ausreichenden
Kräften vor dem Versinken in Depressivität retten
konnte. Die
sogenannte endogene Depression kann zu besonders
tiefen depressiven Verstimmungszuständen führen. Sie
tritt in der Regel phasisch auf, d.h. nach Wochen und
Monaten tiefster Verstimmung kommt eine Phase völliger
Beschwerdefreiheit. Aus für den Betroffenen
unerklärlichen Gründen kann es dann aber nach Wochen,
Monaten oder Jahren zu einem erneuten Auftreten der
Erkrankung kommen. Selten spielen auch äußere Anlässe
für die Entstehung der neuen Erkrankungsphase eine
Rolle. Als
Ursache, die bisher nicht ganz geklärt ist, werden von
den Wissenschaftlern für diese Depressionsform
Stoffwechselstörungen im Gehirn angenommen. Deshalb
werden gerade bei dieser Art der Depression bevorzugt
chemische Mittel als Medikamente eingesetzt, die die
Stoffwechselstörungen erwiesenermaßen korrigieren
können. Eine
vierte große Gruppe von depressiven Erkrankungen ist in
einem engen ursächlichen Zusammenhang mit körperlichen
Erkrankungen zu sehen. Auch dann entstehen, bedingt durch
Störungen im Körperstoffwechsel, Stoffwechselstörungen
im Gehirn, die zu depressiven Verstimmungen führen. Man
spricht dann von organischen Depressionen oder
Begleitdepressionen bei körperlichen Erkrankungen-
Natürlich führt das Erleben sowie die Erfahrung einer
schweren körperlichen Erkrankung und ihrer Folgen auch
zu einer seelischen Reaktion, die depressiv sein kann.
Durch eine eingehende Untersuchung kann der Arzt
feststellen, ob eine körperliche Erkrankung vorliegt.
Ist das nicht der Fall, sind die körperlichen
Beschwerden während einer Depression letztlich
unbedenkliche Symptome dieser seelischen Störung und
nicht deren Ursache. Darauf wurde bei der Beschreibung
der körperlichen Depressionssymptome bereits
hingewiesen. Abschließend
muß noch erwähnt werden, daß depressive
Verstimmungszustände ebenfalls durch die (gelegentlich
auch mißbräuchliche) Einnahme verschiedenster
Medikamente (z.B. gegen Bluthochdruck, Hormonstörungen,
Rheuma-Erkrankungen, Schmerzen u.a.) entstehen können.
Man spricht dann von einer medikamentös bedingten oder
pharmakogenen Depression. Auch übermäßiger
Alkoholgenuß kann zu Depressionen führen. Das heißt,
den gelegentlich erhöhten Alkoholgenuß als
Selbstbehandlung der depressiven Verstimmung anzusehen,
ist unangebracht, denn er kann eine Depression letzten
Endes nur noch verstärken. 4. Wie
werden Depressionen behandelt? Wie
bereits oben erwähnt, handelt es sich bei depressiven
Erkrankungen um häufiger auftretende Störungen, die gut
und erfolgreich behandelt werden können. Und das sollte
eher zu früh als zu spät geschehen, denn je früher man
mit einer Behandlung beginnt, desto schneller wird die
Erkrankung durch eine gezielte Therapie beseitigt. Man
beugt damit auch einer Chronifizierung vor. Ohne
Behandlung kann sich eine depressive Erkrankung über
Monate, eventuell auch über Jahre hinziehen. Allein der
Verlust an Lebensqualität während der Zeit der
Erkrankung sollte genügend Anlaß sein, sich sofort
behandeln zu lassen, nicht zuletzt aber auch die
verbürgte Sicherheit, daß die depressiven Erkrankungen
erfolgreich behandelt werden können. So
unterschiedlich die Anlässe und Ursachen depressiver
Erkrankungen sind, so unterschiedlich sind auch die
Möglichkeiten ihrer Behandlung. Psychotherapie
bei Depressionen Man
sollte sich merken: Eine gute Psychotherapie ist nicht
nur Reden" über Probleme, sondern ist
Arbeiten" an diesen. Das geht natürlich in
der ersten Phase nur im Gespräch. Psychotherapie ist
letztlich Hilfe zur Selbsthilfe". Das heißt,
Sie sprechen mit dem Psychotherapeuten über sich und
Ihre Probleme. Er gibt Ihnen den einen oder anderen
Ratschlag, bestätigt Sie in Ihren Ansichten oder
korrigiert Sie. Sie selbst versuchen, nach
Überarbeitung Ihrer Vorstellungen im Alltag
entsprechend den neueren Einsichten zu leben und
bemerken dann vielleicht, daß es nun besser geht. Es
kommt also darauf an, aus der Psychotherapiesitzung etwas
für das eigene Leben mitzunehmen. Das ist oft nicht
einfach, kann mühselig langwierig und anstrengend
sein. Es
wird nach verschiedenen Methoden behandelt.
Psychotherapie ist dagegen kein geschützter Begriff. (es
gibt tausende von Therapieschulen bis hin zu bedenklichen
Angeboten von Sekten wie Scientology, Wunderheilern,
wenig erfahrenen Therapeuten oder Geschäftemachern).
Dabei sind nur durch langjährige Vorerfahrung oder
therapeutische Tradition als wirksam belegte Verfahren
mit den Krankenkasse abrechnungsberechtigt. Bei der Suche
nach einem Psychotherapeuten ist es daher wichtig, nach
seiner Abrechnungszulassung mit den Kassen zu fragen.
(z.B. Verhaltenstherapie, Entspannungsverfahren oder
tiefenpsychologische Therapie). Darüberhinaus gibt es
viele Schulen, mit weniger belegter, aber oft nicht
minder wirksamer Technik (z.B. Gestalttherapie,
Familientherapie, Familienaufstellung...) . Diese müssen
vom Patienten selbst bezahlt werden, es sei denn sie
werden durch einen anerkannten Therapeuten, im Rahmen der
genehmigten Psychotherapie durchgeführt. Die
Erstgespräche bei anerkannten Therapeuten sind frei, die
Indikation für eine längere Psychotherapie wird nach
Einreichung eines Therapieantrags bei den Kassen von
einem fachkundigen Gutachtern geprüft und danach erst
genehmigt. Es gibt eine Pause nach den Erstgesprächen
bis zur Genehmigung der Therapie. Ein Psychiater dagegen
führt etwas kürzere Gespräche, in Notfällen aber
sofort je nach Dringlichkeit und Art der Depression
durch, wobei Medikamente, das ärztliche Gespräch
Psychotherapie als Element der Behandlung:
Unterstützung, Information, Beruhigung, Stützen von
Geduld und Selbstheilungskompetenz beim Patienten als
Teil der Behandlung enthalten ist. Die
25 Schritte einer Verhaltenspsychotherapie bei
Depressionen 1.
Hilfe bei Krisenbewältigung, Entlastung, Unterstützung.
2.
Gründliche Diagnostik und Erhebung der Lebensgeschichte. 5.
Erklärung für die Erkrankung erarbeiten und begründen. 6. Problembereiche erkennen und benennen.
8.
Wege zur Erreichung der Ziele benennen und verständlich
erklären. 9.
Erkennen des Zusammenhangs von Handeln und Fühlen. 10.
Sammeln von angenehmen, positiv erlebten Aktivitäten. 11.
Maßnahmen zur Aktivierung und Strukturierung. 12.
Protokoll führen, gestufter Aufbau angenehmer
Tätigkeiten. 13.
Abbau unangenehmer, belastender Tätigkeiten und
Erfahrungen. 14.
Maßnahmen zur Verbesserung der Problembewältigung. 15.
Erproben dieser neuen Strategien zur Problemlösung. 16.
Erkennen von Hemmungen und Verhaltenslücken im
Sozialkontakt. 17.
Aufbau von Fertigkeiten, Übungen und Rollenspiele. 18.
Arbeiten am Zusammenhang von Gedanken und Gefühlen. 19.
Erkennen negativ verzerrter Denkmuster. 20.
Erarbeiten von alternativen Denk- und Handlungsmustern. 21.
Einüben dieser neuen Sichtweisen und Fertigkeiten im
Alltag, 22.
Erkennen von sozialen Konflikten, Enttäuschungen,
Verlusten, 23.
Bearbeiten dieser Problembereiche, Erarbeiten von
Lösungen. 24.
Einbezug des Lebenspartners, der Familie. 25.
Umgang mit Krisen, zukünftigen Problemen,
Schwierigkeiten. Behandlung mit antidepressiv wirkenden
Medikamenten Sehr
häufig, und das ist in der Regel auch richtig, beginnt
eine antidepressive Behandlung mit der Verordnung eines
antidepressiv wirkenden Medikamentes. Dieses hat Ihr Arzt
speziell für Sie ausgesucht. Er hat die Wahl zwischen
einer großen Anzahl von sogenannten Antidepressiva, von
denen er entsprechend den Notwendigkeiten bei der
Behandlung Ihrer Depression eines auswählt. Leider
hat nicht jedes Antidepressivum bei jedem Menschen eine
gleich gute Wirkung, es gibt eine Vielzahl von
verschiedenen möglichen Substanzen. Die Wirkung setzt
auch nicht sofort sondern nach einer Latenz von
mindestens 10-14 Tagen bis zu vier Wochen ein. Ein
schneller Besserungseffekt, z.B. wie bei einem
Beruhigungs- oder Schmerzmittel in Minuten oder Stunden,
ist leider nicht zu erwarten. Die antidepressive
Wirkung tritt erst nach Tagen oder wenigen Wochen ein.
Die in der Regel unbedenklichen, eher lästigen
Nebenwirkungen, über die Ihr Arzt Sie aufklären wird,
sind leider schon früher wahrzunehmen. Das
ist jedoch kein Grund zur Resignation. Vielleicht erhöht
Ihr Arzt die tägliche Dosis, oder er wechselt zu einem
anderen Medikament. Dieses Vorgehen hat sich nach den
Erfahrungen der letzten Jahrzehnte bewährt und
verbessert die heute grundsätzlich sehr guten Chancen,
durch eine antidepressive Medikamentenbehandlung einen
Erfolg zu erzielen. Eine
Sorge sollten Sie sich nicht machen: Die als
Antidepressiva eingesetzten Medikamente machen nicht
abhängig oder süchtig. Darin unterscheiden sie sich
von den üblichen Beruhigungsund Schlafmitteln. Sie
können diese Medikamente also unter ärztlicher
Kontrolle ohne Bedenken auch über längere Zeit
einnehmen. Das Absetzen erzeugt keine Probleme. Es
kommt aber immer darauf an, daß Sie das Medikament auch
regelmäßig in der verordneten Weise einnehmen und evtl.
auftretende Nebenwirkungen und Bedenken rückmelden und
besprechen. 6.
Mögliche Nebenwirkungen der Medikamente Da
das sogenannte Nebenwirkungsprofil bei den einzelnen
Medikamenten unterschiedlich ist, wird Ihr Arzt Ihnen zu
der verordneten Substanz Informationen gegeben haben. Manche
dieser Medikamente machen zu Anfang müde, andere
überhaupt nicht. Einige senken leicht den Blutdruck,
lassen das Herz etwas schneller schlagen, es können
Frösteln, ein leichtes Zittern oder auch vermehrtes
Schwitzen auftreten. Am unangenehmsten ist die
Austrocknung der Schleimhäute, vor allem die
Mundtrockenheit, die aber absolut unbedenklich ist.
Gelegentlich werden auch Stuhlverstopfung,
Nahsehschwäche, Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen
beobachtet. Alle
genannten Beschwerden müssen nicht unbedingt
auftreten. Manchmal sind sie nur vereinzelt spürbar
und gehen gegebenenfalls, wie schon gesagt, nach
einigen Tagen regelmäßiger Einnahme zurück oder
verschwinden ganz. Daß
die auf dem Waschzettel genannten
Gegenanzeigen" beachtet wurden, hat Ihr Arzt
durch seine eingehende körperliche Untersuchung
sichergestellt. Noch
ein kurzes Wort zum Beipackzettel
(Waschzettel"): Dabei handelt
es sich um eine Information für den Arzt und den
Patienten, die vom Bundesgesundheitsamt vorgeschrieben
ist. In der Regel aber ist der Beipackzettel für den
Patienten kaum verständlich. Es sind dort alle
möglichen Nebenwirkungen, auch die extrem seltenen,
aufgeführt. Nicht dargestellt wird, wie groß die
Wahrscheinlichkeit des Auftretens ist. In der Regel sind
die bereits obengenannten Nebenwirkungen die häufigsten.
Wenn Sie sich über die Vielzahl der aufgeführten
Risiken Sorgen machen, fragen Sie Ihren Arzt. Er wird
Ihnen darübergenauer Auskunft geben. Lehnen
Sie das Medikament also nicht schon deshalb ab, weil Sie
befürchten, daß alles das auftreten wird, was auf dem
Beipackzettel geschrieben steht. Art und Ausmaß
möglicher Nebenwirkungen sind nicht voraussagbar. Die
am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen sind
unbedenklich. Sie hängen von der Höhe der Dosis, der
gegenwärtigen Ausprägung der Erkrankung und der
persönlichen Empfindlichkeit ab. -
Sie sollten Ihrem Arzt auch sagen, was Ihnen mißfällt. -
Im Umgang mit Ihrem Arzt ist Offenheit gefragt. -
Das gilt auch hinsichtlich der Medikamente, die -
vielleicht rezeptfrei - von Ihnen gleichzeitig
eingenommen werden. -
Alkoholgenuß sollte vermieden werden. Alkohol hat
langfristig mehr Nebenwirkungen als moderne
Antidepressiva. Alkohol war im Mittelalter ein wirksames
Medikament. Sie würden aber heute auch keine
Herzoperation in einer Alkoholnarkose machen lassen.
Außerdem merke: Der Beipackzettel eine Bierflasche ist
länger als eine Klopapierrolle! 7.
Möglichkeit einer Phasenprophylaxe Wenn
es Ihnen nach erfolgreicher Behandlung wieder besser
geht, sollten Sie nicht darauf drängen, daß das
Medikament sofort abgesetzt wird, d.h. Sie sofort mit der
Einnahme aufhören. Es ist wichtig, daß Sie das
Antidepressivum, vielleicht in etwas niedrigerer Dosis,
noch mehrere Wochen, wenn nicht sogar ein oder mehrere
Monate oder Jahre hindurch, weiter einnehmen. Dadurch
kann ein Rückfall verhindert werden. Abschließend
muß noch darauf hingewiesen werden, daß für diejenigen
Menschen, die unter immer wieder auftretenden sogenannten
phasischen (endogenen) Depressionen leiden, die
Möglichkeit einer sogenannten Phasenprophylaxe
besteht. Das heißt, in guten Zeiten wird regelmäßig
ein Medikament eingenommen, das das erneute Auftreten von
depressiven Erkrankungsphasen verhindert. Es handelt sich
dabei um ein Antidepressivum, ein Lithiumsalz,
Carbamazepin oder andere Antiepileptika, die
ebenfalls eine vorbeugende Wirkung auf das Eintreten von
Depressions- (oder Manie-) Phasen haben. Auf diese
Möglichkeit wird Sie Ihr Arzt ggf. ansprechen. Er wird
Ihnen die Voraussetzungen, die Anforderungen an Sie als
Patient, die möglichen Nebenwirkungen, aber auch die
Vorteile einer solchen vorbeugenden Behandlung
darstellen.
8.
Was können Sie selbst zu Ihrer erfolgreichen
Behandlung beitragen? -
Wenn möglich, sollten Sie sich körperlich betätigen.
Kleine Aktivitäten im Haushalt, ein kurzer Spaziergang
an der frischen Luft. Aufenthalt in der Sonne ist
die beste Lichttherapie. Das kann schon ein wenig helfen. -
Vielleicht haben Sie Gelegenheit, Sport zu treiben. Gehen
Sie zur Gymnastik oder zum Sport, auch wenn Ihnen
nicht danach ist". -
Wärme, entspannende Bäder, Sauna, Massagen,
Wasserbehandlungen, z.B. kalte Güsse, Wechselduschen,
o.a. tun gut. -
Nehmen Sie sich pro Tag nicht zuviel vor. Es ist schon
sehr viel unbearbeitet geblieben. Vor dem großen Berg
unerledigter Dinge werden Sie vielleicht verzagen.
Versuchen Sie daher, jeweils eine kleine Aufgabe zu
lösen. Die nächste kann am folgenden Tag erledigt
werden.
9. Was
können die Angehörigen tun? Sehr
wahrscheinlich haben Sie, die Angehörigen, die
vorangegangenen Ausführungen, die sich in erster Linie
an einen depressiv Erkrankten richten, bereits gelesen.
Sie wissen also auch, was eine Depression ist, wie der
Betroffene sie erlebt, wie die Ärzte sie erklären und
welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen. Zum Schluß
noch einige Ratschläge, wie Sie als Angehöriger
sinnvoll mit Ihrem depressiv Erkrankten umgehen. -
Es sollte Verständnis und Geduld für die aktuelle
Erlebnislage vermittelt werden. -
Sie sollten akzeptieren, daß es sich bei dem depressiv
verursachten Verhalten Ihres Angehörigen nicht um
Schwäche, Versagen oder charakterschwaches Herumdrücken
vor Arbeit oder vor anderen Anforderungen handelt,
sondern um die Folgen einer Erkrankung. -
Der Kranke muß wissen, daß er trotz der als extrem
empfundenen persönlichen Mängel dennoch als
Angehöriger akzeptiert wird. -
Die krankheitsbedingte Unfähigkeit zu aktivem Mitleben
muß anerkannt werden. Nach erfolgreicher Behandlung wird
alles wieder besser. - Saloppes Argumentieren, es gehe
schon weiter, man sollte sich nur zusammenreißen, hilft
gar nichts. Das wird von dem Erkrankten entweder als
Vorwurf oder als fehlendes Verständnis für die erlebte
Situation wahrgenommen. -
Der Neigung zu grundlegenden Entscheidungen, die aus der
Sicht des depressiven Erlebens heraus entsteht, muß
entgegengewirkt werden. Wenn etwas Wesentliches zu
entscheiden ist, sollte es dann getan werden, wenn die
depressive Gemütsverfassung beseitigt ist. -
Gleichgültigkeit gegenüber den depressiven Beschwerden
sollte ebenso vermieden werden. - Ergebnislose
Diskussionen sollten vermieden werden. -
Wenn Sie selbst hinsichtlich der Gesundung Ihres
Angehörigen pessimistisch und unsicher sind: Vertrauen
Sie sich dem Arzt an, denn die Depression ist eine
Krankheit, die zwar heute sehr erfolgreich behandelt
werden kann, aber in der ungebesserten Phase auch mit dem
realen Risiko von Selbstmord eine ernsthafte Erkrankung
ist. Werden
alle Aspekte, die auf den vorangegangenen Seiten
dargestellt worden sind, zusammengefaßt, ist
abschließend folgendes festzuhalten: Unzählige
Menschen leiden unter depressiven Erkrankungen. Das sind
Leidenszustände, die über das normale Maß von
gelegentlicher trauriger Verstimmtheit, Deprimiertheit,
Resignation und Hoffnungslosigkeit hinausgehen. Grundsätzlich
sind depressive Erkrankungen sehr gut zu behandelnde
seelische Gesundheitsstörungen, auch wenn sich der
Betroffene selbst kaum Hoffnung auf eine Genesung
vorstellen kann. Eine
fachgerechte Behandlung durch den Arzt, unterstützt von
dem Erkrankten selbst und seinen Angehörigen, führt
nahezu ausnahmslos zu einem Erfolg. Der Weg durch die
Krankheit ist schwer; das ist er auch in der ersten Phase
der Behandlung. An deren Ende steht aber die Gesundung;
d.h., das Leben kann so weitergehen, wie es vor dem
Beginn der Erkrankung gelebt worden ist. Die
Symptome im seelischen Bereich, oft auch im
körperlichen, sind unterschiedlich stark ausgeprägt und
sollten so früh wie möglich ärztlich behandelt werden.
Resignation in dem Sinne, daß Hilfe in einer solchen
Situation und bei derartigen Beschwerden sowieso nicht
möglich ist, hat keine Begründung. Vielen DANK !! Ende der Broschüre. - #0 Zurück zum Anfang Homepage der Dt. Gesellschaft für Neurologie: Patienteninfo Depression. http://home.dgn.de/homepage_documents/9585795_patienteninfo_depress.pdf |