Informationen zum obstruktiven Schlafapnoesyndrom
ICD 10 G
47.31
Eigenes Poster beim DGPPN Kongress 2007
Häufigkeit von schlafbezogenen
Atemstörungen in der Nervenarztpraxis
Eigener
Schlafapnoe-Fragebogen
Messen notwendig oder nicht ?
Epworth
Sleeping scale Selbsttest: > 10
pathologisch (links an der Seite "testen Sie
sich": ) http://www.initiative-gesunder-schlaf.de
Links:
http://www.atmungundschlaf.de
Seite des
AVSD: Allgemeiner Verband chronischer
Schlafstörungen:
http://www.avsd.eu/biz/basiswissen.html
Infos des Klinikum Nord Nürnberg
Schlaflabor: http://www.klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_uns/Fachabteilungen_KN/kliniken/medizin3/fachinformationen/Schlafbezogene_Atmungsst__rungen.html
Arbeit über zentrale Schlafapnoe: mit
Einzelheiten verschiedener Beatmungstechniken,
Abkürzungsverzeichnis etc. http://epub.uni-regensburg.de/17308/2/D_Beinkofer_V3_KommentareMA03032010%5B1%5D.pdf
Therapieresistenz,
Hirnstruktur und Hirnfunktion beim mittelschweren
bis schweren Schlafapnoesyndrom: (Referat
bei der Selbsthilfegruppe
Schlafapnoe/Atemstillstand) am 8.2.2014 CR-
SHA -Künzelsau - Öhringen Kontakt:
Das
obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist kein seltenes Phänomen.
In der Allgemeinbevölkerung wird die Häufigkeit
auf mindestens
2% geschätzt (M:F = 3-10:1). Rund drei Prozent der
Erwachsenen leiden daran, das sind rund 2 bis 2,5 Millionen
Menschen allein in der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt eine beträchtliche
Dunkelziffer nicht erkannter und nicht behandelter
Schlafapnoepatienten. Allein
beim Schlaganfall wird die Prävalenz, d.h. das
Auftreten eines Schlafapnoesyndroms in der Akutphase auf
45-70% geschätzt (Bassetti and Aldrich, 1999a,b; Bassetti et
al., 1996). Die Rückbildung der neurologischen Folgeschäden
des Schlaganfalls
d.h.
die Langzeitprognose ist negativ mit dem Ausmass des
Schlafapnoesyndroms korreliert.
(Daten vorgestellt beim Schlafapnoesymposium der Fachklinik
Ichenhausen am 28.1.2006).
Die Erkrankung hat also eine erhebliche Relevanz.
Zur
Ursache der Erkrankung: Der
sog. Gaumenzäpfchenheber (M. tensor veli palatini) wird wie
ein
Extremitätenmuskel tagsüber bevorzugt tagsüber tonisiert, fällt
deshalb neben anderen Halsweichteilen durch die Muskelerschlaffung im Schlaf zurück und engt die Atemwege ein.
Im REM-Schlaf, d.h. den Traumphasen treten aufgrund des niedrigen
Muskeltonus, der mit
diesem Schlafstadium assoziiert ist, besonders häufig
pathologische respiratorische Ereignisse auf. Der entstandene relative
Sauerstoffmangel kann aufgrund
einer Weckreaktion durch bessere Anspannung des Gaumensegels
überwunden
werden. Diese Weckreaktion bewahrt einerseits vor dem Ersticken.: Es
kommt aber zu einem Übergang von erholsamen tiefen
Schlafstadien zu einem
nur oberflächlichen Schlaf. (engl. "arousal").
Der für alle Menschen
lebenswichtige erholsame tiefe Schlaf findet nicht mehr genügend
statt. Dieser Wechsel in der Schlafrhythmik und nicht in erster
Linie ein hierdurch entstehender Sauerstoffmangel ist
wesentliche Ursache des Hauptsymptoms:
Tagesmüdigkeit. In leichten Fällen treten 10-20
Phasen/Std in mittelschweren Fällen 20-40 und in schweren
Fällen bis zu vierzigmal und mehr Atemstillstandsphasen in der Stunde auf. (Diese
Zahl entscheidet über den Schweregrad der
Schlaf-Atem-Störung) : Definition des. sog. AHI (Apnoe-Hypopnoe-Index):
Anzahl Phasen mit >10sec, Pausen, oder einem relevanten
Sauerstoffpartialdruckabfall um 3 %).
Beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom kommen häufig
zusätzliche Atemhindernisse
wie anatomisch eingeengte
Verhältnisse durch z.B. Rückstand des Unterkiefers, zusätzliche Einengung der Atemwege durch
Unterhautfett bei Übergewicht und Fettleibigkeit hinzu.
Alkohol und dämpfende Medikamente wirken sich durch die Muskelentspannung
ebenfalls schlecht aus. Bei Kindern sind häufig vergrößerte
Rachenmandeln und Polypen Ursachen einer Atemwegseinengung,
aufgrund deren Rückbildung spielen operative Massnahmen
an den oberen Atemwegen im Erwachenenalter im Gegensatz
zur Kindheit keine große Rolle.
Folgen:
Das
Schlafapnoesyndrom führt aufgrund
der mangelnden Schlafeffizienz zu Tagesmüdigkeit,
Reaktionsverlangsamungen und einem leichten sog. hirnorganischen
Psychosyndrom mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen.
Unfälle
sind gehäuft.
Im weiteren Krankheitsverlauf häuft sich
nicht nur die Anzahl, sondern auch die Zeitdauer der Phasen.
Die Atempausen führen
zur Ausschüttung
aktivierender Neurohormone,
insbesondere auch von Adrenalin und dessen Abkömmlingen.
Die Folgeschäden sind erheblich: Bluthochdruck,
Herzrhythmusstörungen, in der Herzkammer lokalisierbare
Doppelschläge ( nach LOWN bis IV ), möglicherweise
sogar Herzversagen durch Kammerflimmern.
Eine verstärkte Neigung zu Herzinfarkt und
Schlaganfall sind auf das Schlafapnoesyndrom mit zurückzuführen. (Es handelt sich um einen Gefäßrisikofaktor)
Ein Schlafapnoesyndrom verschlechtert die
Insulinresistenz beim Diabetes mellitus.
Der Diabetes wird
durch die nächtliche Adrenalinausschüttung
und Zuckerneubildung schlechter einstellbar.
In der Endokrinologie ist eine erhöhte Prävalenz des
Schlafapnoe-Syndromes bei Patienten mit Diabetes mellitus,
Hypothyreose oder Akromegalie festgestellt
worden. (Pneumologie
2002; 56: 432-437DOI: 10.1055/s-2002-32871) . Gehäuft wurde
das Schlafapnoesyndrom auch schon bei
einer Unterform der Nervendegeneration, ( z.B. , der
autonomen Polyneuropathie z.B. bei der Zuckerkrankheit )
beobachtet. Ursächlich
könnte ein fehlendes Feedback und der Wegfall von neuralen Rückkopplungsmechanismen
über den Weitezustand des
hinteren Rachenraums sein. Auch hier wirkt sich Alkohol
schlecht aus. ( Prof. Dr. Voderholzer Freiburg, Vortrag
interdisziplinäres Schlaf-symposium Fachklinik Ichenhausen
28.1.2006)
Alkohol und Medikamente wie Opiate, Tranquillizer und
evtl. weitere dämpfende Substanzen verschlechtern den
zentralen Atemantrieb. Strikte
Alkohol- und Drogenkarenz ist deshalb Voraussetzung für eine
sinnvolle Behandlung eines Schlafapnoesyndroms.
Beim "zentralen Schlafapnoesyndrom" kommen
ursächlich bei älteren Menschen häufig Störungen und Schädigungen der
Blutdruck- und
Atemregulationszentren im Hirnstamm hinzu.
Die Lebenserwartung ist durch diese Folgekrankheiten
reduziert. Die höchste Lebenserwartung haben Menschen mit
einer Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden [4]. Die Sterblichkeit
steigt sowohl bei zu kurzer als auch zu langer Schlafdauer an.
Schlafapnoe ist auch eine häufige Ursache erektiler
Dysfunktion. (Ärzteblatt 3/2006, Seite 1 129, Januar 2006, Vermutlich führt
der vorübergehende Sauerstoffmangel während der Atempausen
zu einer Fehlsteuerung der Mechanismen, die den Blutdruck
regulieren. .
Aufgrund der nachlassenden Hirnleistung und dem
hirnorganischem Psychosyndrom kommt es zu leider
wenig charakteristischen Verhaltensauffälligkeiten.
Diese sind schwer zu erkennen, und werden von den Patienten in
der Regel nicht mit der Schlafstörung in Zusammenhang
gebracht. Die
Befragung von Bettpartnern und Angehörigen ist daher wichtig.
Ob es eine spezifische Psychopathologie der
Schlafapnoepatienten gibt, ist bislang umstritten- Eine Studie
hat keinen Zusammenhang zwischen Schwere und Erscheinungsbild
ergeben. Die
Patienten sind oft an einer gewissen Umständlichkeit
im Verhalten und einem unkonkreten unbestimmten
Gedankengang zu
erkennen. In der Literatur werden
unspezifische psychische
Symptome wie Abgeschlagenheit,
Leistungsknick, Wesensänderung, intellektueller
Leistungsverfall, -
morgendliche Abgeschlagenheit, diffuse, dumpfe Kopfschmerzen,
Mundtrockenheit genannt, aber auch bei Erektionsschwäche,
Bluthochdruck schwer einstellbarem Diabetes und Übergewicht
ist an ein Schlafapnoe zu denken.
Eine erhöhte Fehlerrate im Beruf und Schwierigkeiten
am Arbeitsplatz sind oft auch kaum mit dem Schlafapnoesyndrom
zusammengebrachte Nebenerscheinungen. . Auffahrunfälle sind
gehäuft.
Ohne wirksame
Therapie
besteht in der Regel keine Fahrtauglichkeit..
Probleme wegen Schwindel am Arbeitsplatz
auf ein Schlafapnoesyndrom zurückgeführt.
Es handelt sich um die häufigste Form der
Durchschlafstörung, die die Lebensqualität und die
Leistungsfähigkeit am Tage reduziert. Bei
Patienten mit deutlicher klinischer Symptomatik bei SBAS
(Schlafbezogenen Atemstörungen)
oder zusätzlich bestehenden Begleit-
und Folgeerkrankungen ist deshalb die Erwerbsfähigkeit
gemindert, solange keine gezielte Behandlung Abhilfe bringt.
(s.u.)
Zur
Problematik des sog. Apnoesecreenings: Die alleinige
Orientierung an der ambulant zuhause durchgeführten Messung
der Atempausen im Schlaf ist wegen fehlender Kontrolle der
Elektroden, sowie des gesamten Schlafverhaltens in der Nacht
nicht 100% zuverlässig.
Eine ambulante Messung ist aber Voraussetzung für die
Anmeldung in einem Schlaflabor.
Hier werden meist 2 oder 3 Nächte multiple Messungen,
von Atmung, EEG, Schlaftiefe, periodischen Beinbewegungen im
Schlaf sowie die Aufzeichung der
Körperlage, des EEGs und der Sauerstoffsättigung
durchgeführt. Bestimmt werden auch Schnarchgeräusche.
Gemessen wird der sog.
Apnoe-/Hypopnoe-Index d.h. die Zählung kurzer
Atempausen /Std. und deren Auswirkung auf die Sauerstoffsättigung.
Und der Arousalindex. Eine alleinige Beurteilung nach der
Sauerstoffsättigung ist nicht gerechtfertigt, weil die Störung
der Tiefschlafkontinuität und Dauer entscheidend für die
Entstehung von Tagesmüdigkeit ist. Andererseits sind Pat. mit
wenigen Pausen, aber deutlichem Abfall des
Sauerstoffpartialdrucks unter 90% (T90) ebenfalls vermehrt gefährdet
und profitieren von einer Überdruck Beatmungshilfe. Die
erfolgreiche Therapie normalisiert weitgehend auch wieder die
reduzierte Lebenserwartung.
Die
Therapie erfolgt in erster Linie durch Verhaltensänderungen
wie Gewichtsabnahme, Vermeiden von Alkohol und dämpfenden
Psychopharmaka zur Nacht. Schlafmittel haben oft paradoxe
Wirkungen, bis hin zu kurzen deliranten Zuständen bis hin zu
nächtlichen Halluzinationen.
(Siehe auch Unverträglichkeit von Antidepressiva bei
atypischen Depressionen)
Es
gibt Versuche die Patienten durch geeignete Schlafkleidung mit
Handtuchrolle etc. .
im
Schlaf von der ungünstigen Rückenlage abzuhalten.
Ausserdem sollten die Pat. zu vermehrter Bewegung
angehalten werden.
Medikamentöse Behandlungsversuche waren lediglich
symptomatisch wirksam, (z.B. Gabe von Vigil zur Minderung der
Tagesmüdigkeit ), waren aber nicht geeignet
die Komplikationen zu mindern und die Lebenserwartung
zu normalisieren, wie dies durch eine
nächtliche Maskenbeatmung möglich ist.
(CPAP continuous positiv airway
pressure mit fest eingestellter Überdruckbeatmung.
Alternativen andere
technisch
aufwendigere, vom Pat. selbst getriggerte druckvariable
Beatmungstechniken z.B. BIPAP)
.
Selten
kann durch Bissschienen eine Besserung des Schnarchens
erreicht werden_: Sog. Schnarcherschienen: Bei jungen
Patientin
kann
eine umfangreiche operative Korrektur der Unter- und
Oberkieferstellung
Abhilfe
schaffen.
Die
Compliance ( d.h. die Toleranz von Atemgeräten
und eine gute Mitarbeit der Betroffenen ) wird in der
Literatur mit ca 70 % also sehr hoch angegeben, ist aber
meines Erachtens in der Praxis geringer wenn auch leichtere
Krankheitsstadien einbezogen werden. Beste Compliance ab
Epiworth Sleepiness scale > 10. Je schwerer das
Schlafapnoesyndrom, um so besser die Verträglichkeit und der
Vorteil der Therapie. Probleme bereitet oft die fehlende
Tolanz für eine drückende Gesichtsmaske, die
Unbequemlichkeiten oder die Abhängigkeit von einem
technischen Gerät, Trockenheit der Beatmungsluft,
Einschränkungen der Schlafqualität durch die Störungen
durch Geräusche, Schläuche, Maske, etc. Die Effizienz
der Beatmungstherapie hängt wesentlich von einer guten
Beratung ab. Und muss mit dem Schlaflabor besprochen werden.
Manchmal sind die Patienten aber nicht zur Maskenbehandlung zu
motivieren oder in der Lage. Dann greifen die Veränderungen
der Lebensführung.
Begutachtung:
Bei
Patienten mit deutlicher klinischer Symptomatik bei SBAS
(Schlafbezogenen Atemstörungen)
oder zusätzlich bestehenden Begleit-
und Folgeerkrankungen ist die Leistungsfähigkeit
gemindert, solange keine gezielte Behandlung Abhilfe bringt.
Laut den Empfehlungen zur Begutachtung von Schlaf
Wach Störungen
und Tagesschläfrigkeit
(K.
H. Rühle 1 und G. Mayer2 (für die Arbeitsgruppe Apnoe
der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und
Schlafmedizin, DGSM, und die Sektion Nächtliche Atmungs
und Kreislaufstörung der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie, DGP) Abrufbar auf der Internetseite der Dt.
Rentenversicherung): ..
Wird betont:
Durch nasale Überdruckbehandlung (nCPAP) ist das
Schlafapnoesyndrom gut behandelbar und bei Fehlen von Folgeschäden
nicht leistungsmindernd."
Andererseits
sollen Patienten mit unbehandelten schlafbezogenen Atmungsstörungen
(Schlafapnoe-Syndrome) und dadurch verursachten ausgeprägten
Vigilanzbeeinträchtigungen nicht am Straßenverkehr
teilnehmen. Bei allen diesen Personen, besonders aber bei
Berufskraftfahrern und Personen, die Kraftfahrzeuge zur
Personenbeförderung gemäß § 11 Abs. 1 (Klasse D oder D1)
und § 48 FeV (Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung) führen,
sind der Nachweis der erfolgreichen Therapieeinleitung in
einem Schlafmedizinischen Labor und die regelmäßige
Kontrolle dieser Therapie zu fordern."
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